04.07.2022
Mozart100 – Traillauf 105km/5000hm -> Warum macht man sowas 😊
Es ist 3:15 in der Früh als der Wecker an diesem Samstag den 18.Juni klingelte. Eigentlich war der Wecker aber überflüssig, ich war schon lange wach und überprüfte gedanklich zum 10ten mal meine Ausrüstung, die Nervosität war nicht zu leugnen. Dann aufstehen und frühstücken. Die Trailweste hatte ich zwar am Vortag gepackt, jetzt aber nochmal alles checken und prüfen.
Dann machte ich mich mit dem Rad auf den Weg zum Kapitelplatz in Salzburg wo sich Start und Ziel des Mozart100 befanden. Einige Nachtschwärmer kommen mir entgegen. Aber pünktlich um 5:00 heißt es dann für mich und ca. weitere 800 Läufer/innen aus 60 Nationen, bei jetzt schon sehr angenehmen Temperaturen, Go,Go,Go.
Die ersten Kilometer schlängeln wir uns durch die Salzburger Innenstadt. An den Kreuzungen und Strassenübergängen sind Polizisten und freiwillige Helfer im Einsatz die dafür sorgen, dass wir unbeschadet und sicher passieren können.
Nach circa 8 Kilometer verlassen wir den asphaltierten Teil der Strecke und sind dann fast nur noch auf Trails und Feldwegen unterwegs. Die erste VP kommt nach ca. 11km und dann alle ca. 10km. Diese Verpflegungen waren aus meiner Sicht perfekt, mit Wasser, Cola, RedBull, Gels, Riegel, Obst usw. ausgestattet. Durch die Hitze war ja das Trinken immens wichtig, aber das Essen darf auf keinem Fall vernachlässigt werden. Weiter geht's und in Fuschl am See hatten wir bereits die ersten 31 Kilometer hinter uns. Für mich lief es richtig gut, aber bis jetzt wars ja "einfach". Bei dieser Verpflegungsstation zwar gut auffüllen, aber auch nicht lange stehen, ich will schließlich nicht zu spät zu meinem Rendezvous mit dem Zwölferhorn kommen. Oben auf dem Gipfel angekommen, hatten wir eine wirklich herrliche Aussicht. Den was danach kam war alles andere als entspannend. Es folgte eine sehr anspruchsvolle Downhill Passage von rund 1000 Höhenmeter am Stück. Sehr konzentriert und fokussiert, wie und wo man den nächsten Schritt setzte, war entscheidend. Kurz vor St.Gilgen ruft der Wegposten uns zu, in 40 Kilometer sehen wir uns hier wieder (Motivieren kann er 😊).
Nach einem kurzen Stopp beim Verpflegungspunkt am Wolfgangsee geht es dann weiter auf die Schafbergalm. Der Anstieg ist diesmal gefühlt unwegsamer und insgesamt schwerer als der vorherige hoch zum Zwölferhorn. Zumindest positiv ist, dass dieser Teil der Strecke fast ausschließlich im Wald verläuft. Die Temperaturen waren jetzt schon heftig, aber ich kühlte und trank viel und bis jetzt lief es immer noch top. Oben angekommen ein Blick auf die Uhr: 55 Kilometer, Halbzeit gut!! Juhuu.
Jetzt geht es im wahrsten Sinn des Wortes erstmal abwärts. Vorbei an der Falkensteinkirche zurück nach St.Gilgen. Da war der Posten wieder und so schnell sind 40km vorüber… Auf dem Weg nach Fuschl sind immer wieder kleine bis mittlere Anstiege und Downhill Passagen zu überwältigen. Eigentlich nichts Schwieriges und schon lässt die Konzentration etwas nach und zack, stolpere ich bergab und stürze. Nix schlimmes, aber Knie und Ellbogen offen und im Schuh Steine, ärgerlich, aber es geht Gott sei Dank weiter. In Fuschl angekommen gibt es wieder die bekannte VP, hier könnte ich mein zweites paar Schuhe, frisches T-Shirt usw. wechseln, doch was hilft das😊. Aber viel trinken und essen nicht vergessen (noch ein Gel auch wenns nicht mehr schmeckt) und weiter. Doch ich verlasse die Station nie, ohne mich bei all den tollen Menschen an den Verpflegestationen zu bedanken. Ohne diese vielen fleißigen Helfer wäre ein solches Event sicher nur schwer umsetzbar gewesen.
Beim Weiterlaufen komme ich mit Florian zusammen, ich kenn ihn nicht, aber die letzten 30km packen wir gemeinsam. Beide doch schon ziemlich erschöpft, er hat auch einen Sturz hinter sich, wollen wir aber diese Pace durchziehen. Geteiltes Leid ist halbes Leid und wir puschen uns gegenseitig. An der vorletzten Labestation vorbei gehts weiter über den Nocksteins. Ich schaue nach oben und denke mir: Neiiin, da musst du jetzt noch drüber, auch ein paar Höhenmeter fehlen halt noch. Aber was solls, man ist ja nicht zum Spass hier 😊.
Oben angekommen sehe ich zum ersten Mal die Stadt Salzburg. Das Ziel schon in greifbarer Nähe, dachte ich zumindest. Der Downhill vom Nockstein runter wollte gefühlt nicht enden. Es geht technisch sehr anspruchsvoll über Singletrails, schmalen Waldwegen und durch ein ellenlanges trockenes mit Geröll gefülltes Bachbett.
Es sind noch etwa 3-4 Kilometer bis zum Kapitelplatz. Das Ziel quasi schon vor Augen doch dieser Lauf wäre nicht der Mozart100 wenn man dann nicht noch einmal über den Kapuzinerberg drüber rennen durfte. Die gefühlt nicht enden wollend Treppenstufen bis zur Spitze des Kapuzinerberges können einem schon den Rest geben. Runter nach Salzburg geht's auch über Treppen, volle Konzentration nochmal und dann in der Stadt angekommen bahne ich mir meinen Weg durch viele kleine Straßenzüge.
Jetzt noch einmal vom Mozartplatz quer über den Residenzplatz auf direktem Weg zum Kapitelplatz ins Ziel. Es ist 18:00 als ich Ziellinie überlaufe, Wahnsinn, mit der Zeit von 13:02 Std. hätte ich nie im Leben gerechnet!!! Sichtlich erschöpft aber glücklich und stolz die 105 Kilometer mit rund 5000 Höhenmeter geschafft zu haben, durfte dann aber auch das obligatorische Finisherbier nicht fehlen. Nach Essen war mir gar nicht zumute, aber eine halbe Stunde später funktionierte auch das wieder 😊. Im Race-Office bekamen Florian und ich ein eingerahmtes Bild vom Zieleinlauf (Wie geil ist das den). Meine Spezln aus dem Bay. Wald kamen etwas später ins Ziel und es gab natürlich viel zu erzählen…. Ziemlich überraschend hörte ich dann bei der Siegerehrung meinen Namen, als dritter Platz bei den Herren Ü50. SUPER geil, da hat sich das Durchziehen voll gelohnt.
Im Anschluss fahre ich noch mit dem Radl (das tut dann wirklich gut) an den Campingplatz zurück und esse weiter 😊. Aber an Schlaf war diese Nacht auch wieder nicht viel zu denken….
Jeder darf sich aber gerne die Frage stellen: Warum macht man sowas 😊